Möchte der Exporteur seinem Abnehmer eine passende Finanzierung „mitliefern“, so ist eine direkte Kreditvergabe durch inter­nationale Banken an Unternehmen in Afrika aufgrund der lokalen Risiken selten möglich. Internationale Banken arbeiten daher vielfach mit lokalen Banken zusammen. Der Bankenmarkt in Afrika ist regional sehr unterschiedlich entwickelt und wird von der wirtschaftlichen und politischen Lage der jeweiligen Länder beeinflusst.

Von Sylvia Sedlacek, Vice President Financial ­Institutions, KfW IPEX-Bank

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Insbesondere in rohstoffexportierenden Ländern wie Nigeria und Angola sowie in einigen Maghreb-Staaten und wirtschaftlich diversifizierten Ökonomien wie Südafrika haben sich hinreichend gut entwickelte Finanzzentren gebildet.

Finanzplatz Südafrika dominiert

Der südafrikanische Bankenmarkt verfügt über hohe Standards. Die meisten Banken sind gut oder sehr gut kapitalisiert und weisen robuste Bilanzen auf. Der Finanzsektor ist sehr gut reguliert und wird von einer unabhängigen Zentralbank überwacht. Die fünf größten Banken halten ca. 90% der gesamten Vermögenswerte.

Südafrikanische Banken spielen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des europäisch-südafrikanischen Handels bzw. der Finanzierung von Tochterunternehmen und Filialen europäischer Unternehmen in Südafrika und Subsahara-Afrika. Aufgrund der guten Bonität verzichten Begünstigte unter Akkreditiven i.d.R. auf die Bestätigung der Zahlungsverpflichtungen der südafrikanischen Banken durch westliche Banken, wodurch sich die Kosten der Akkreditivabwicklung für den Begünstigten reduzieren.

Nigerias Banken unter Druck

In Nigeria wiederum wirkt sich die schwierige makroökonomische Lage nun auch auf den Bankensektor aus. Obwohl der Sektor nach einer Bankenkrise in den Jahren 2009 und 2010 eine komplette Umstrukturierung erfuhr, sind durch das nunmehr schwierige Wirtschaftsumfeld im Zusammenhang mit dem Ölpreisverfall deutliche Gewinneinbrüche der Großbanken zu verzeichnen. Dafür ursächlich ist u.a. das hohe Kreditengagement der Institute im Ölsektor. Dementsprechend hat sich die Kreditqualität bereits sichtbar verschlechtert. Besonders kritisch ist die beeinträchtigte Liquiditätslage zu sehen: Aufgrund der zunehmend restriktiven Devisenbewirtschaftung haben nigerianische Banken derzeit Probleme, ihren Bedarf an Fremdwährung zu decken. Als negative Folge bedienen sie Akkreditive oftmals verspätet. Für den Exporteur sind diese Auswirkungen weniger wahrnehmbar, da er i.d.R. durch Bestätigungen westeuropäischer Banken abgesichert ist.

Vor diesem Hintergrund sind ausländische Banken jedoch zunehmend zurückhaltender bei Bestätigungen von neu zu eröffnenden Akkreditiven geworden, insbesondere solcher, die nicht von sogenannten „Tier One“-Banken eröffnet werden. Obwohl die Zentralbank dem Bankensektor unlängst eine höhere Summe an US-Dollar zur Verfügung gestellt hat, damit dieser außenstehende Verbindlichkeiten erfüllen kann, bleibt abzuwarten, ob diese Form der Unterstützungsbereitschaft als einmalige Aktion zu sehen ist oder ob und in welcher Form auch in Zukunft darauf vertraut werden kann.

Die aktuellen Belastungen des Bankensektors durch die Ölpreiskrise beschränken sich nicht auf die enge Vernetzung mit dem Ölsektor. Eine Reihe nigerianischer Banken hat zudem in den vergangenen Jahren vermehrt Kredite in US-Dollar aufgenommen, was sie anfälliger für wechselkursbezogene Risiken macht. Die Zentralbank hat inzwischen die Verschuldung in dieser Form begrenzt. Damit reduziert sich das bisher ohnehin nur opportunistisch zu findende ECA-Geschäft weiter.

Angola birgt Währungsrisiken

In Angola sind die unmittelbaren Risiken des Ölpreisschocks angesichts des geringen Volumens der Kreditvergabe an den Ölsektor (ca. 2% der gesamten Kredite) gering. Da allerdings schätzungsweise ein Drittel der Einlagen und Kredite in Fremdwährung notiert ist, birgt die Abwertung des Kwanza erhebliche Risiken.

Indessen sorgt der starke Verfall der Erdölpreise für einen drastischen Rückgang der Deviseneinahmen. Daher erschwert auch in Angola die inzwischen eingeführte Kapitalverkehrsbewirtschaftung internationale Bankgeschäfte: Die Zuteilung von Fremdwährung durch die Zentralbank erfolgt in wöchentlichen Auktionen. Die zugeteilten Beträge reichen jedoch derzeit nicht aus, um die zu den jeweiligen Terminen fälligen Fremdwährungsverbindlichkeiten allumfänglich zu bedienen. Es kommt damit zu massiven Verzögerungen von durch angolanische Banken zu leistende Zahlungen in Fremdwährung.

Obwohl der Bankensektor Angolas in den vergangenen Jahren stark expandierte und Luanda zu einem wichtigen Finanzzentrum in Subsahara-Afrika hat wachsen lassen, ist die Branche allerdings nach wie vor sehr unterentwickelt und gilt als eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Diversifizierung im Land.

Banken im Maghreb bieten ­gemischtes Bild

Gut aufgestellt in der Maghreb-Region sind die Banken in Marokko. Mit einem Verhältnis von Bankaktiva zum GDP von 140% hat Marokko einen großen Bankensektor. Die Marktdurchdringung der Banken ist jedoch schwach und das Produktangebot limitiert. Private Banken haben einen Marktanteil von 84%. Die drei größten marokkanischen Banken Banque Centrale Populaire, BMCE Bank und Attijariwafa vereinen zwei Drittel der Gesamtaktiva auf sich. Diese haben ihr Geschäftsfeld in den vergangenen Jahren insbesondere auf Westafrika ausgedehnt. Für diese Institute machen Darlehen in Afrika mittlerweile zwischen 10% und 27% der ausstehenden Darlehenssumme aus. Die Bankenaufsicht ist effektiv und unabhängig und obliegt der marokkanischen Zentralbank (Bank Al Maghrib – BAM) sowie zwei der BAM untergeordneten Regulierungsbehörden. Die vorgeschriebenen Regelungen entsprechen internationalen Standards.

Der algerische Finanzsektor hingegen bleibt trotz Wachstums in den vergangenen Jahren unterentwickelt. Mit insgesamt sechs staatlichen Banken, die 87% der Bankeinlagen halten, ist der Bankensektor staatlich dominiert. Der Rest verteilt sich auf 14 private Banken, die sich meist in ausländischem Besitz (Tochter­gesellschaften europäischer und US-amerikanischer Banken) befinden. Über 50% der Bankkredite fließen an den öffentlichen Sektor.

Der algerische Finanzsektor ist kaum international integriert und deshalb von Turbulenzen der internationalen Märkte weitgehend abgeschottet. Die Banken verfügen im Verhältnis zu ihren risikotragenden Aktiva auch über ausreichend Eigenkapital. Durch den Ölpreisverfall gingen zuletzt auch Einlagen und damit Liquidität im Bankensektor verloren. Die Unabhängigkeit der algerischen Zentralbank als Regulierer kann in Frage gestellt werden, da der Staat gleichzeitig größter Kreditgeber und über die staatlichen Unternehmen größter Kreditnehmer ist.

Panafrikanische Banken interessant

Insbesondere im jetzigen schwierigen Umfeld wächst die Rolle der multilateralen afrikanischen und panafrikanischen Banken, wie der African Export-Import Bank (Afreximbank), der The Eastern and Southern Trade Development Bank (PTA-BANK), der Ecobank-Gruppe, der Africa Finance Cooperation (AFC) und neuerdings auch der Banque Ouest Africaine de Development (BOAD).

Diese Institute sind aufgrund ihrer internationalen und afrikanischen Shareholderstrukturen und basierend auf ihren Geschäftsstrategien in der Lage, in den Märkten ihrer Anteilseignerländer Projektrisiken zu übernehmen, die vom Bankenmarkt der jeweiligen Länder u.U. nicht (mehr) dargestellt werden können.

Als multilaterale Entwicklungsinstitutionen genießen diese Banken (mit Ausnahme der Ecobank-Gruppe) einen bevorzugten Gläubigerstatus („Preferred Creditor Status“), der es den Empfängern von Darlehen von diesen Instituten ermöglicht, im Falle von Fremdwährungsbeschränkungen in den kreditnehmenden Ländern bevorzugten Zugang zu ausländischen Währungen zu erhalten.

Die Finanzierung von Exportgeschäften mit damit einhergehender Absicherung von Zahlungsrisiken wird mittelfristig in den meisten Ländern Afrikas ausschlaggebend für das Zustandekommen von Liefergeschäften bleiben. Die Bedeutung der panafrikanischen Banken wird dabei voraussichtlich weiter wachsen.

Kontakt: sylvia.sedlacek@kfw.de

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