Dank einer soliden Binnennachfrage zeigt sich Indonesien gut für eine Abschwächung der Weltwirtschaft gewappnet. Investitionen haben wegen der hohen Auslastung der Produktionskapazitäten und der im vierten Quartal 2011 eingeläuteten geldpolitischen Lockerung kräftig zugelegt. Die Dienstleistungsbranche und das verarbeitende Gewerbe (Textilien, Eisen, Stahl, Ausrüstungsgüter) stellten hierbei die Wachstumsmotoren dar. Coface versieht die Bewertung B des Landes nun mit einem positiven Ausblick.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Referent Unternehmenskommunikation, Coface Deutschland AG

Die Konjunktur behauptete sich im ersten Quartal 2012 mit einem realen Wachstum von 6,3% weiterhin recht gut. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt stabilisiert den privaten Konsum. Private Investitionen legen aufgrund der starken Nachfrage nach indonesischen Rohstoffen, der steigenden Ansprüche der gesellschaftlichen Mittelschicht (die sich jedes Jahr um 7 Millionen Menschen vergrößert), der günstigen Kreditbedingungen und der Steuerbefreiungen in mehreren vorrangigen Bereichen zu.

Das verarbeitende Gewerbe (insbesondere Ausrüstungsgüter) dürfte im laufenden Jahr gute Ergebnisse erzielen, während die Dienstleistungsbranche (Einzelhandel, Verkehr und Kommunikation) von der dynamischen Binnennachfrage profitiert. Auch die Rohstoffbranche wächst weiter kräftig und stützt den Export: Erdöl und Erdgas, Erze, Öl und Wachs sorgen immerhin für 38% der Ausfuhren.

Mittelfristig könnte die Konjunktur jedoch durch Mängel in der Infrastruktur und den schleppenden Strukturreformprozess beeinträchtigt werden. Das von Coface beobachtete Zahlungsverhalten indonesischer Unternehmen dürfte 2012 stabil bleiben. Allerdings bestehen hinsichtlich der Transparenz in den Unternehmen nach wie vor Schwachstellen. Nur selten stehen Unternehmensbilanzen zur Verfügung. Die Daten sind wenig verlässlich. Außerdem halten die Korruptionsprobleme weiter an, das Justizwesen ist langsam und die Verfahren sind kostspielig.

Das Staatsrisiko verbessert sich weiter, was sich in den rückläufigen Verschuldungskennzahlen und den sinkenden öffentlichen Defiziten zeigt. Auch der Anteil der Schulden in Devisen geht tendenziell zurück. Ungeklärt bleibt, ob die Energiepreissubventionen, die die öffentlichen Kassen belasten, abgebaut werden.

Die Auslandsverschuldung dürfte sich weiterhin in Grenzen halten, auch wenn die Leistungsbilanz 2012 ein leichtes Defizit aufweisen wird. Ursächlich dafür sind die raschen Zuwächse bei den Einfuhren als Folge der anziehenden Binnennachfrage. Dieses Defizit wird in vollem Umfang durch ausländische Direktinvestitionen gedeckt, die das Land von den Finanzmärkten unabhängig machen.

Doch der massive Zustrom von Portfolioinvestitionen ist mit Risiken verbunden. Es drohen eine Verteuerung der Rupiah, die die Wettbewerbsfähigkeit von Ausfuhren schmälert, und eine rasche Zunahme der Geldmenge, die die Inflation anheizen könnte. Daher haben die Behörden im Juni 2010 Kapitalverkehrskontrollen eingeführt (Mindesthaltedauer für Zertifikate der Zentralbank), die diesen Zustrom von destabilisierend wirkendem Kapital eindämmen sollen.

Die Devisenreserven werden sich 2012 auf einem zufriedenstellenden Niveau bewegen (sechs Monatsimporte). Dadurch kann ein abrupter Abzug von Portfolioinvestitionen dem Land nur wenig anhaben.

Das indonesische Bankensystem schließlich präsentiert sich in guter Verfassung: hohe Eigenkapitalquote und Rentabilität, rückläufiger Anteil von zweifelhaften Forderungen. Im Vergleich zu den übrigen asiatischen Ländern sind Finanzvermittlungsdienste der Banken allerdings nach wie vor unterentwickelt in einem Land, in dem die Schattenwirtschaft sehr stark ausgeprägt ist.

Politische Entscheidungen werden durch die Dissonanzen innerhalb der Koalitionsregierung, die 2009 nach den Wahlen gebildet wurde, verzögert. Außerdem leidet die Beliebtheit von Präsident Yudhoyono unter den Korruptionsskandalen, die vor allem seine Partei erschüttern. Die zweite Amtszeit des Präsidenten ist von daher nicht so überzeugend wie die erste.

Damit befindet sich die Demokratische Partei in einer schwächeren Position für die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2014. Vor diesem Hintergrund werden die Strukturreformen und die Bekämpfung der Korruption inzwischen ernsthafter betrieben und stärken die Widerstandskraft des Landes gegen die Verschlechterung des weltweiten Konjunkturklimas.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

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