Als einziges Land der Region gehört Indonesien zu den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20). Es ist Gastgeber der nächsten Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbankgruppe im Oktober sowie der 16. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der Deutschen Wirtschaft im November.

Fläche, Bevölkerung oder Wirtschaftsleistung: Welches Kriterium man auch anlegt, immer ist Indonesien die absolute Nr. 1 in Südostasien. Als einziges Land der Region gehört es zu den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20). Es ist Gastgeber der nächsten Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbankgruppe im Oktober sowie der 16. Asien-Pazifik-Konferenz (APK) der Deutschen Wirtschaft im November. Ein genauer Blick auf das Land lohnt sich also mehr denn je.

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Indonesiens Wirtschaft wächst Jahr für Jahr um rund 5%, und das Land gehört damit zu den attraktivsten globalen Märkten. Das macht es für seine Nachbarn immer interessanter. Insbesondere China hat Indonesien in den vergangenen Jahren „entdeckt“ und damit begonnen, im großen Stil zu investieren. Auch die indonesischen Importe aus China nehmen deutlich zu: Zwischen 2007 und 2017 hat die Volksrepublik ihren Anteil an den indonesischen Importen von 11% auf 22% verdoppelt – aus keinem anderen Land bezieht Indonesien mehr Waren. Westliche Lieferanten dagegen verlieren an Bedeutung. Deutschland allerdings konnte seine Exporte 2017 noch einmal auf 3,1 Mrd USD (2016: 2,7 Mrd USD) steigern und belegt auf der Rangliste der ­Lieferanten Rang 11.

Die Steigerung der Im- und Exporte Indonesiens betrug 2017 zusammengenommen 16%. Und die Aussichten für 2018 sind ebenfalls positiv, vor allem für Lieferanten. So lag das Plus bei den Einfuhren in den ersten drei Monaten bei 20% im Vorjahresvergleich – abzüglich Öl und Gas sogar bei 24%. Die Wachstumsraten der Importe liegen damit deutlich über den Jahresprognosen internationaler Organisationen.

Maschinenbauer können Technologievorteile ausspielen

Indonesien ist für viele deutsche Exporteure der Schlüsselmarkt in Südostasien. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Anlagen- und Maschinenbauer. Aus gutem Grund, denn der indonesische Markt weiß Qualität zu schätzen. Damit unterscheidet er sich deutlich von Ländern, die wegen niedriger Devisenreserven gezwungen sind, sich auf der Suche nach dem billigsten Produkt an China zu wenden. In Indonesien hingegen kommen hochentwickelte Maschinen (z.B. in der Textil- oder Stahlindustrie) in der Regel aus Europa. Gerade deutsche Maschinenbauer können hier mit Hightech punkten und in diesem Markt wachsen.

Ausbau der industriellen Basis

Angesichts seiner 265 Millionen Einwohner setzt Indonesien verstärkt auf die Entwicklung des Binnenmarkts und seiner lokalen verarbeitenden Industrie. Mit weniger als 20% ist ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung des Lands bisher äußerst klein. Deshalb verfolgt Indonesien ein klares Ziel: Man möchte internationale Firmen des produzierenden Sektors anziehen und den Archipel im Stile Chinas oder Vietnams zu einer Werkbank für die Welt machen.

Vor diesem Hintergrund wurden die Standort- und Investitionsbedingungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Mit spürbarem Erfolg: Im Ease-of-Doing-Business-Index der Weltbank stieg Indonesien von Rang 128 (2013) auf Platz 72 (2018). Für die Weltbank haben dieser rasante Aufstieg und die wachsende Attraktivität Indonesiens als Investitionsstandort mannigfaltige Gründe. Vor allem die Tatsache, dass man ein Geschäft in kurzer Zeit (23 Tage) eröffnen kann, spielt eine entscheidende Rolle. Ferner ist Elektrizität günstig verfügbar, Eigentum kann schnell registriert werden (28 Tage), und dank elektronischer Prozesse wurde die Wareneinfuhr erheblich erleichtert.

Trotz Erleichterungen: deutsche Investoren halten sich zurück

Die ersten Ergebnisse dieses strukturellen Wandels ließen nicht lange auf sich warten: 2017 wurde mit realisierten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) von 32,2 Mrd USD ein neuer Höchstwert erreicht. Die FDI machen etwa zwei Drittel der in Indonesien getätigten Investitionen aus. Sie sind vor allem für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wichtig.

Die mit Abstand größten Investitionszuflüsse kommen aus Singapur, das als regionales Headquarter vieler internationaler, aber vor allem chinesischer Unternehmen fungiert. Japan ist als zweitgrößter Investor vor allem im Automobilsektor und in Infrastrukturprojekten engagiert. Der Anteil deutscher Investoren am FDI-Zufluss betrug 2017 weniger als 1%. Hier gibt es noch deutliches Potential nach oben.

Der Blick geht nach Afrika

Jenseits der traditionellen Handelspartner China, Japan, Singapur und Südkorea richtet Indonesien seinen Blick verstärkt auf Afrika. Bis vor kurzem waren dort Nigeria und Südafrika die beiden Hauptmärkte. Nun schicken indonesische Unternehmen ihre Delegationen verstärkt in Länder wie Äthiopien, Uganda und Niger.

Einer der Vorreiter ist der in Jakarta ansässige Nahrungsmittelkonzern Indofood, der nicht nur den Heimatmarkt komplett abdeckt, sondern inzwischen auch Produktionsstätten u.a. in Ägypten, Äthiopien, Kenia, Marokko und Nigeria betreibt – mit großem Erfolg: Die am häufigsten gegessene Nudel in Nigeria kommt von Indofood. Ein weiteres Beispiel ist die staatliche Ölgesellschaft Pertamina, die sich bisher ganz auf die indonesischen Erdöl- und zunehmend die Erdgasvorkommen konzentrierte und nun Geschäfte in Nigeria, Algerien und Gabun entwickelt.

Rückenwind kommt dabei von Präsident Joko Widodo: Maßgeblich auf seine Initiative hin fand im April das erste Indonesien-Afrika-Forum statt, an dem 550 Teilnehmer aus 44 afrikanischen Ländern teilnahmen. Das Ziel: die Handelsströme zwischen Indonesien und Afrika zu verstärken und einen Ausgleich zur einseitigen Ausrichtung auf China zu schaffen.

Bisher hielten sich viele indonesische Unternehmen dabei zurück, weil sie Geschäfte mit Afrika als zu riskant bewerteten. Abhilfe wird hier die Unterzeichnung des Master-Risk-Participation-Agreements zwischen der staatlichen Indonesia Eximbank und der Commerzbank schaffen. Die Commerzbank-Repräsentanz in Jakarta hatte das Geschäftspotential und den Absicherungsbedarf indonesischer Unternehmen in Afrika analysiert und Lösungen zur Abdeckung der Handelsrisiken bereitgestellt – mangels solcher Angebote scheiterte in der Vergangenheit manches interessante Geschäft.

Die Vereinbarung mit der Indonesia Eximbank betrifft vor allem die Bestätigung von Akkreditiven, die von afrikanischen Banken erstellt werden. Auf Basis ihres weltweiten Netzwerks mit unter anderem sechs eigenen Standorten in Afrika sowie der engen Zusammenarbeit mit einem dichten Netz an Korrespondenzbanken und staatlichen Institutionen bietet die Commerzbank im Rahmen ihrer Vereinbarung mit der Indonesia Eximbank nun Unternehmen die Sicherheit, die zur Ausweitung von Geschäftstätigkeiten auf bisher unbekanntes Terrain erforderlich sind.

Resümee

Dank seines ambitionierten Infrastruktur- und Reformprogramms hat sich Indonesien in den vergangenen Jahren stark entwickelt und bietet ein großes Potential, das im Augenblick mehrheitlich von seinen Nachbarländern genutzt wird. Doch es gibt auch viele deutsche Unternehmen, die bereits seit Jahrzehnten und teilweise sogar seit 100 Jahren vor Ort aktiv sind. Sicher ist: Deutsche Produkte und deutsches Know-how werden in Indonesien geschätzt. Es lohnt sich also, sich näher mit dem Land zu beschäftigen.

christophe.marie@commerzbank.com

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