Grund für Nigerias Rolle in Westafrika ist nicht nur der Reichtum an natürlichen Ressourcen wie Öl und Erdgas – in der größten Volkswirtschaft Afrikas befindet sich z.B. auch die zweitgrößte Filmindustrie der Welt.

Die kulturell vielfältige Nation ist mehr als nur ein Ölexporteur. Mit seinen 184 Millionen Einwohnern spielt das bevölkerungsreichste Land Afrikas eine Schlüsselrolle in Westafrika und birgt zudem großes Potential für ausländische Investoren. Grund dafür ist nicht nur der Reichtum an natürlichen Ressourcen wie Öl und Erdgas – in der größten Volkswirtschaft Afrikas befindet sich z.B. auch die zweitgrößte Filmindustrie der Welt.

Beitrag in der Gesamtausgabe

Wirtschaft auf Wachstumskurs

Nach der Ölkrise in den Jahren 2015 und 2016 wird für das Jahr 2018 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1% in Nigeria gerechnet. Angetrieben durch die Erholung der Ölproduktion (aktuell ca. 2 Mio Barrel täglich), durch ein inklusives Wachstum in der Agrarwirtschaft und die verbesserte Verfügbarkeit von Fremdwährungen konnten bereits im vergangenen Jahr positive Effekte für die Aktivitäten und Investitionen im Privatsektor erzielt werden. Weiterhin unterstützt der Wachstumsplan 2017–2020 der nigerianischen Regierung die Erholung der Wirtschaft. Dieser sieht u.a. Investitionen in die Agrarwirtschaft (z.B. in den Anbau von Reis oder Tomaten) vor, so dass die Abhängigkeit von Importen reduziert und Devisen geschont werden. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass für 2019 mit einer Wachstumsrate von 2,8% gerechnet werden kann.

Investitionen in die Infrastruktur

Vom Bau neuer Häfen über die Erweiterung des Stromnetzes bis hin zur Verbesserung der Telekommunikation: In Nigeria gibt es einen hohen Bedarf am Ausbau der Infrastruktur, wodurch sich die Nachfrage nach Industrieausrüstungen erhöht. Dies birgt reichlich Potential für Investitionen und Projekte, z.B. in der Bauwirtschaft. Ein nennenswertes Beispiel ist die Freihandelszone von Lekki, wo derzeit ein Dry Port sowie die Ölraffinerie von Dangote gebaut werden.

Auch die aktuelle Regierung unterstützt die Infrastrukturinvestitionen mit Haushaltsmitteln. Um das hohe Verkehrsaufkommen zu reduzieren und dem steigenden Wohnungsmangel aufgrund des Bevölkerungswachstums entgegenzutreten, entsteht vor der Küste von Lagos ein neuer Stadtteil. Das Bauprojekt Eko Atlantic sieht die Entstehung von Tausenden Büro- und Wohnräumen vor.

Im Jahr 2017 kamen 4% der nigerianischen Importe aus Deutschland, u.a. Maschinen (25,1%), Nahrungsmittel (16,1%), Elektrotechnik (6,4%), Kfz und Kfz-Teile (5,3%), Industriechemikalien (4%) und Kunststoffe (4%). Aus Nigeria importierte Deutschland 2017 u.a. Erdöl (83,8%), Nahrungsmittel (9,9%), Rohstoffe (4,8%), Petrochemie (0,5%) sowie natürliche Öle, Fette, Wachse (0,4%). Um die Handelsbeziehung zwischen den beiden Ländern zu stärken, wurden eine Außenhandelskammer eingerichtet sowie Programme der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Nigeria implementiert.

Trotz der bestehenden Kooperationen und Exporte herrscht weiterhin ein großer Bedarf an Investitionen in der Chemie- und Pharmaindustrie, der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und vielen weiteren Sektoren. Die nigerianische Wirtschaft bildet dank der gut ausgebildeten Bevölkerung den potentialreichsten Markt Afrikas, insbesondere in den Bereichen Infrastrukturbau und Produktion bzw. Verkauf von Konsumgütern. Mit seinen 36 autonomen Bundesstaaten zeichnet sich die Föderation durch eine ethnisch und kulturell vielfältige Gesellschaft aus. Die wachsende Mittelschicht übt einen positiven Einfluss in Nigeria aus, da sie durch ihre Kaufkraft eine große Nachfrage an Haushaltswaren, Elektrogeräten, Mode, Genussmitteln und Unterhaltungsmedien generiert. So ist Nigeria einer der größten Konsumenten von Champagner und Cognac weltweit.

Ansiedlung deutscher Unternehmen

Obwohl die Präsenz deutscher Unternehmen in Nigeria immer noch gering ist, zeigen Bosch und Siemens, dass das Land durchaus ein interessanter Standort ist. Der Chemiekonzern Merck betreibt bereits ein Innovationszentrum in Lagos. Um die Präsenz von ausländischen Unternehmen und dadurch Investitionen in Nigeria zu stärken, stellte der Minister für Handel und Investitionen bei seinem Besuch in Berlin 2016 sein Programm zum Abbau der Markteintrittsbarrieren vor, das u.a. eine Firmenanmeldung innerhalb von 15 Minuten ermöglichen soll.

Rückgrat Finanzindustrie

Die Performance und die Stabilität des nigerianischen Bankensystems sind eng verbunden mit der Entwicklung der nigerianischen Wirtschaft. Dabei spielt die nigerianische Zentralbank, welche als aktiver Akteur auf dem Markt auftritt, die Bankenbranche reguliert und den Markt mit Fremddevisen versorgt, eine wichtige Rolle. Durch ihre Reformen konnte während der Ölkrise 2015–2016 verhindert werden, dass die Banken und die Volkswirtschaft größeren Schaden durch die fallenden Ölpreise davontrugen.

Die Arbeit der Zentralbank trägt Früchte: Aktuell sind die Fremdwährungsreserven in Höhe von 48 Mio USD auf einem Fünfjahreshoch. Die nigerianischen Banken sind hochprofessionell und international gut vernetzt. Die Korrespondenzbanken von ODDO BHF decken 85% des Marktes ab und unterstützen das Institut beim Einsatz seiner Expertise im kurzfristigen Außenhandel sowie in langfristigen ECA-gedeckten Finanzierungen.

Politische Stabilität

Es bleibt festzuhalten, dass Nigeria als Emerging- und Frontier-Markt ähnlich signifikante Wachstumspotentiale wie die BRIC-Länder aufweist. Unter aktuellen Gegebenheiten kann sich das Land voraussichtlich zu einer der größten Volkswirtschaften der Welt im 21. Jahrhundert entwickeln. Diese Entwicklung profitiert von einer stabilen politischen Lage. Als letzter Meilenstein ist die friedlich abgelaufene Präsidentschaftswahl 2015 zu nennen, die mit einem parteiübergreifenden Machtwechsel einherging. Deshalb ist anzunehmen, dass auch die bevorstehenden Wahlen 2019 keine Gefährdung für die politische Stabilität darstellen werden.

alfred.idialu@bhf-bank.com

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