Die Globalisierungswelle hat den deutschen Mittelstand erreicht. Viele Firmen investieren zurzeit verstärkt in internationale Geschäftsbeziehungen und gehen beispielsweise dazu über, mit eigenen Niederlassungen direkt vor Ort neue Märkte zu erschließen. Damit stellt sich die Frage nach der Leistungsfähigkeit der jeweiligen Hausbank. Ist diese in der Lage, dem Unternehmen auf seinem Auslandskurs zu folgen und es bei der Internationalisierung zu unterstützen?
Von Dr. Patrik Pohl, Leiter GTB-Produkte Mittelstand, Deutsche Bank AG
Mittelständler sind heute im Schnitt in 16 Auslandsmärkten engagiert*, vorzugsweise außerhalb von Westeuropa in Ländern mit überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum. Die Konsequenz daraus lautet: Je umfangreicher die Geschäfte werden, desto mehr internationale Kompetenz ist bei der Bank gefordert. Über Basisleistungen hinaus brauchen mittelständische Unternehmen in Deutschland einen starken Partner mit exzellenter Expertise und innovativen Finanzierungslösungen, der sie auf dem Weg der Internationalisierung sachkundig begleitet. Dabei kommt es für das Unternehmen vor allem darauf an, möglichst über eine Anlaufstelle in der Heimat auf alle globalen Bankdienstleistungen zugreifen zu können.
Know-how dringend benötigt
Während Großkonzerne schon lange im Weltmarkt Präsenz zeigen, ergibt sich für kleinere und mittlere Firmen bei der Umsetzung ihrer Auslandsaktivitäten erhöhter Beratungsbedarf. Insbesondere auch deshalb, weil sich deutsche Regularien und Abläufe im Finanzbereich nicht einfach auf andere Länder übertragen lassen. Bereits in der EU kann es von Staat zu Staat erhebliche Unterschiede im finanztechnischen Procedere geben, die sich mit zunehmender Entfernung vom Heimatland potenzieren. Vielfach fehlt dann das Know-how, um beispielsweise mit den Gegebenheiten in Asien oder Südamerika richtig umzugehen.
Hinzu kommen weitere Herausforderungen wie die Absicherung von Währungsrisiken, die Bereitstellung ausreichender Kreditlinien und nicht zuletzt das korrekte Verhalten gegenüber landespezifischen Besonderheiten in Kultur, Gesellschaft und Gesetzgebung. Vorrangig müssen jedoch den ausländischen Tochtergesellschaften eines Unternehmens die wesentlichen Bankservices bereitgestellt werden, um einen funktionierenden Geschäftsbetrieb aufnehmen zu können. Um dies zu bewerkstelligen, werden von globalen Banken lokale Partnerbanken mit hinzugezogen, die diese Services in koordinierter Art und Weise erbringen.
Leistungsfähige Partner gesucht
Ein Geldinstitut ohne globale Ausrichtung wird diese Aufgaben kaum meistern können. Andererseits bietet die Option, sämtliche finanziellen Angelegenheiten auf eine lokale Bank am ausländischen Standort zu übertragen, nur in Ausnahmefällen eine befriedigende Lösung. So erschweren beispielsweise entfernungsbedingte Abstimmungsprobleme mit der Firmenzentrale oder die Unkenntnis der ganzheitlichen Unternehmensstrategie eine zügige Entscheidungsfindung. Abgesehen davon macht es aber durchaus Sinn, partiell für die Zahlung von Löhnen und Gehältern und die Versorgung mit Bargeld eine örtliche Bank einzuschalten – sofern die deutsche Hausbank im betreffenden Land nicht mit einem eigenen Filialnetz vertreten ist.
Überzeugende Lösung gefunden
Eine mögliche Lösung für den deutschen Mittelstand könnte daher die Zusammenarbeit mit einer globalen Bank sein, die ihren Sitz in Deutschland hat und gleichzeitig über ein weltweit verzweigtes Netzwerk verfügt. Ein solcher Partner besitzt damit alle Voraussetzungen, um mit ausgewiesenen Experten das komplette Leistungsrepertoire bereitzustellen. Angefangen beim Risikomanagement, über die Absicherung von Zinsen und Währung bis zu Finanzierungen auf dem Kapitalmarkt und von Handelsgeschäften. Ausgezeichnete Kenntnisse des Landes und der Sprache, gute Kontakte in der Region sowie langjährige Erfahrung in internationalen Märkten bilden ein solides Fundament für eine erfolgversprechende Kooperation.
Gewisse Skepsis vorhanden
Noch gibt es im Mittelstand hier und da Vorbehalte, sich mit einer international operierenden Bank zusammenzutun, zu deren Kunden hauptsächlich Konzerne und Großunternehmen gehören. Manche Unternehmer befürchten, dann auf die Vorteile verzichten zu müssen, die ein langjähriges Geschäftsverhältnis mit der angestammten Hausbank zweifellos bietet. Dazu zählen unter anderem schnelle Erreichbarkeit, die individuelle Betreuung durch den vertrauten, persönlichen Berater, unbürokratische Entscheidungsprozesse, Akzeptanz auf Augenhöhe und unbedingte Verlässlichkeit.
Eine globale Universalbank kann diese Erwartungen nur mit einem Geschäftsmodell erfüllen, das genau auf die Bedürfnisse der mittelständischen, auslandsaktiven Klientel zugeschnitten ist.
Geschäftsmodell für den Mittelstand
Im Rahmen einer Strategie für Mittelstandskunden sollten Dienstleistungen unter einem Dach gebündelt und parallel mehr Verantwortung auf die regionalen Filialen verlagert werden. Beschlüsse über Budget, Preise und Kreditkonditionen sollten wieder in den Geschäftsstellen getroffen werden. Dort steht speziell qualifiziertes Personal bereit, das unternehmerisch denken und handeln kann.
Insgesamt beinhaltet das Konzept also eine sinnvolle Neuausrichtung, die zu steigender Effizienz und schnelleren Abläufen führen wird. Dafür sorgt unter anderem auch die technische Unterstützung, die das Bankhaus seinen mittelständischen Firmenkunden zur Verfügung stellen will. Zum Beispiel geeignete Softwarelösungen, die es dem mittelständischen Unternehmer erlauben, gezielt Zahlungspositionen seiner ausländischen Standorte in bspw. Vietnam und Brasilien aus dem Firmensitz in Deutschland heraus zu verfolgen und ggf. zu berichtigen. Global verfügbare Währungsplattformen ermöglichen es ihm darüber hinaus, zeitnah Währungsrisiken zu erkennen und abzusichern.
Doppelt gut gerüstet
Eine geeignete Hausbank sollte nicht nur im Heimatmarkt Deutschland gut aufgestellt sein, sondern auch weltweit etabliert sein. Ein internationales Netzwerk schafft gute Voraussetzungen, um für mittelständische Firmenkunden vor Ort aktiv zu sein. Hilfreich ist zudem ein erprobtes Instrumentarium, marktrelevante Informationen zur Verfügung zu stellen oder mögliche Risiken bereits im Vorfeld zu erkennen und zeitnah darauf zu reagieren.
Kontakt: patrik.pohl[at]db.com
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