In internationalen Lieferketten stehen die Zeichen auf Beschleunigung. Die Verringerung von Durchlauf- und Lieferzeiten hat für drei von vier Supply-Chain-Entscheidern große Bedeutung und ist damit wichtigstes Thema für 2016. Das zeigt die Studie „Global Trade Management Agenda 2016 – Kollaboration in der Supply Chain“ von AEB und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Befragt wurden 319 Experten aus den Bereichen Außenwirtschaft, Logistik und Supply-Chain-Management.
von Gunther Schilling, Leitender Redakteur ExportManager, FRANKFURT BUSINESS MEDIA
Global-Trade-Management umfasst alle planerischen und steuernden Aufgaben eines Unternehmens, um internationale Lieferketten und Handelsbeziehungen wirtschaftlich und rechtssicher abzuwickeln. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Prioritäten hier deutlich verschoben. „Das Topthema ist klar den steigenden Ansprüchen von Kunden an eine schnelle Lieferung geschuldet“, sagt Professor Dirk Hartel, Studiengangsleiter für BWL-DLM-Logistikmanagement an der DHBW Stuttgart und einer der beiden Autoren der Studie. „Gerade die großen Versandhändler sind bereits mit innovativen Ideen vorgeprescht, andere Firmen überlegen derzeit, wie sie Durchlauf- und Lieferzeiten verkürzen können.“
Russland-Embargo (fast) kein Topthema mehr
2014 stand für die Befragten noch die Einhaltung von Embargovorschriften an erster Stelle. „Damals beherrschten die Russland-Sanktionen die Agenda der Unternehmen, die die EU im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt verhängt hatte. Mittlerweile haben sich die Firmen darauf eingestellt “, sagt Dr. Ulrich Lison, Mitglied der Geschäftsleitung von AEB und ebenfalls Autor der Studie. Die Einhaltung von Embargovorschriften steht nun an achter Stelle, sie hat für 60% der Teilnehmer große Bedeutung. Zu den Topthemen gehören hingegen Risikominimierung in der Lieferkette und die Umsetzung von zollrechtlichen Änderungen. 70% bzw. 69,4% messen diesen Themen hohe oder sehr hohe Relevanz bei. „Offenbar wirft der neue Zollkodex der EU, der im Mai 2016 in Kraft tritt, schon seine Schatten voraus“, erklärt Lison.
Fachkräftemangel im Außenwirtschaftsbereich stellt jeden Zweiten vor Herausforderungen
Ein Thema, bei dem offenbar viele Unternehmen der Schuh drückt, ist die Gewinnung und Ausbildung von Mitarbeitern. Für zwei von drei Befragten ist dies von großer Bedeutung (68,2%), die Aufgabe steht damit auf der Global-Trade-Management-Agenda an vierter Stelle. Gleichzeitig sehen die Experten hier am häufigsten Defizite. Jeder Zweite (50,9%) attestiert seinem Unternehmen der Studie zufolge Verbesserungsbedarf beim Anwerben und Ausbilden von Fachkräften. Danach gefragt, bei welchen weiteren Themen sie hohen Verbesserungsbedarf sehen, nannten die Teilnehmer am häufigsten Supply-Chain-Optimierung unter Abgabenaspekten und das Erschließen neuer Länder (49% bzw. 48,5%). Weitere Themen mit großer Bedeutung im kommenden Jahr haben sie nach eigener Einschätzung schon besser im Griff: Beim Verringern der Durchlauf- und Lieferzeiten sehen lediglich vier von zehn Befragten (41,7%) Defizite, bei der Risikominimierung gut jeder Dritte (36,2%) und beim Umsetzen zollrechtlicher Änderungen nur jeder Vierte (23,3%).
Die Studie steht hier kostenlos zum Download bereit.
Kontakt: gunther.schilling@frankfurt-bm.com