Coface hat die Türkei im Länderrating auf A4 hochgestuft. Erstmals liegt das Land damit im Bereich von Investmentgrades (A1–A4). Im weltweiten Vergleich ist die Türkei das Land mit der größten Lockerung seiner Geldpolitik. Zwischen November 2008 und ­Dezember 2009 hat die türkische Notenbank ihren Leitzins um 1.025 Basispunkte gesenkt. Hinsichtlich ihrer Liquidität in Devisen hat die Türkei ein ausgezeichnetes Risikomanagement an den Tag gelegt, ohne den IWF bislang in Anspruch nehmen zu müssen.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Referent Unternehmenskommunikation, Coface Deutschland AG

Trotz der Rezession im Jahr 2009, als die Wirtschaftsleistung um knapp 5% sank, hat sich die Türkei in der Krise bewährt. Der Nachfrageschock traf fast ausschließlich den Export. 2010 dürfte die türkische Wirtschaft eine Wachstumsrate von fast 7% erreichen. Der nachhaltige Aufschwung wird durch die Dynamik beim privaten Konsum und den Investitionen der Unternehmen angetrieben. Auch die Exporte haben sich erholt.

Damit verbessern sich auch die Rahmenbedingungen für eine günstigere Einschätzung des Zahlungsverhaltens türkischer Unternehmen. Insgesamt hebt das Coface Country Risk and Economic Research Department bei der Bewertung des Zahlungsrisikos die Widerstandsfähigkeit türkischer Unternehmen hervor und lobt das gute Zahlungsverhalten.

Nachdem sich die Ausfälle zwischen Juli 2008 und März 2009 mehr als verdreifacht hatten, waren sie bereits im Herbst 2009 wieder auf ihr Niveau von vor der Krise gefallen. Die meisten Unternehmen mit überfälligen Zahlungen sind schließlich ihren Verpflichtungen nachgekommen. Im ersten Halbjahr 2010 fiel die Rate der Zahlungsausfälle weit unter den weltweiten Durchschnitt.
Geringe Liquiditätsrisiken

Nachdem sich die finanzielle Situation der Türkei im Herbst 2008 zunächst verschärft hatte, verbesserte sie sich seit dem zweiten Quartal 2009 wieder. Die Sorgen um einen hohen Finanzierungsbedarf verringerten sich mit dem Rückgang des Leistungsbilanzdefizits und der Rückkehr türkischen Kapitals aus dem Ausland sowie höheren ausländischen Direktinvestitionen. Dies stabilisierte auch den Wechselkurs der türkischen Lira.

Seither sind das Leistungsbilanzdefizit und die öffentliche Neuverschuldung jedoch wieder gewachsen. Die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland haben noch nicht wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht, und das Vertrauen internationaler Anleger kann schnell schwinden. Daher bleibt die Türkei noch krisenanfällig.

Allerdings hat die Regierung in den vergangenen Jahren Vertrauen in ihre Wirtschaftspolitik aufgebaut. Zwar scheiterte die Verabschiedung einer strikten Verschuldungsgrenze im Parlament. Doch die Staatsverschuldung ist mit 45% des BIP noch relativ gering. Zudem sind die gesunden Banken des Landes in der Lage, die Neuverschuldung zu finanzieren. Damit steht die Türkei weitaus besser da als in der Krise 2001.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

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