Außer in Australien und China hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen in der Region Asien-Pazifik stabilisiert. Das geht aus einer Untersuchung des internationalen Kreditversicherers Coface hervor, die im vierten Quartal 2013 in sieben Ländern der Region Asien-Pazifik durchgeführt wurde. Die Ergebnisse basieren auf Antworten von 2.373 Unternehmen aller Größen und Branchen. Demnach sorgen sich die Unternehmen in der Region allerdings weiter wegen des verlangsamten Wachstums in China.
Von Dr. Dirk Bröckelmann, Economic Research -Coface, Niederlassung in Deutschland
Weniger Unternehmen von langen Verzögerungen betroffen 68% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie 2013 Zahlungsverzögerungen hatten. Ein Jahr zuvor waren es 67%. Bei 14% davon betrugen die Verspätungen mehr als 90 Tage (2012: 13%). Nach Erfahrungen von Coface haben Unternehmen mit langen Außenständen – 180 Tage und mehr – ein hohes Liquiditätsrisiko, wenn diese Forderungen mehr als 2% des Umsatzes entsprechen. 2013 hatten 30% der Unternehmen solche Forderungen. Im Vergleich zum Vorjahr (37%) ist das ein Rückgang, der auf ein stabileres Zahlungsverhalten in Asien hindeutet.
Langsames Wachstum in China belastet gesamte Region
Von außen betrachtet, zeigt sich das Wachstum Asiens auch nach der Krise stark. Coface erwartet für 2014 ein Plus von 6,1%. Im vergangenen Jahrzehnt profitierte die Region vor allem vom starken Aufschwung der beiden größten Schwellenmärkte China und Indien. Die aktuellen Wachstumserwartungen für die beiden Volkswirtschaften liegen jedoch deutlich hinter der bisherigen Entwicklung.
China: Reformen in der Umsetzung
Die chinesische Wirtschaft wächst langsamer. Für 2014 werden 7,4% erwartet nach 7,7% 2013 und 7,5% im ersten Halbjahr 2014. Die Regierung versucht mit ihrer Finanz- und Geldpolitik, das Wachstum so weit wie möglich zu stabilisieren. Die jüngst angekündigte Senkung der Reserveanforderungen für ländliche Finanzinstitute und Investitionsanreize für umweltfreundliche Energien sollten dazu beitragen, das BIP-Wachstum auch 2015 bei 7% zu halten. 2013 erlitten 82% der befragten Unternehmen Zahlungsverzögerungen. Das verschlechterte Zahlungsverhalten, besonders im Elektroniksektor, bleibt eine Hauptsorge und wird die Stimmung in der Wirtschaft wohl auch weiter beeinträchtigen.
Indien: Wirtschaftsbedingungen weniger volatil
Indien machte 2013 wegen der rasanten Abwertung der Rupie und der hartnäckig hohen Inflation Schlagzeilen. Das Schlimmste dürfte aber überstanden sein. Im zweiten Quartal 2014 stieg das reale BIP bereits wieder um 5,7%. Das Leistungsbilanzdefizit ging deutlich zurück, auch die Inflationsrate lag zur Jahresmitte mit knapp 8% fast 2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Die Unternehmen verzeichneten 2013 ein leicht verbessertes Zahlungsverhalten im Vergleich zum Vorjahr, obwohl mehr Unternehmen Verzögerungen in Kauf nehmen mussten. Die IT-, Internet- und Datenverarbeitungsbranche schnitt nun etwas besser ab. Der Sieg der Partei BJP bei der Parlamentswahl lässt die Märkte auf Industrie- und Sozialreformen hoffen. Der BJP-Vorsitzende und neue Premierminister Narendra Modi gilt als wirtschaftsnah und marktorientiert. Allerdings dürften Reformen einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Reduzierung des Haushaltdefizits bleibt eine Herausforderung für das Land.
Japan: „Abenomics“ nimmt
Fahrt auf
Das Wirtschaftsprogramm des japanischen Premierministers Shino Abe findet national und international Beachtung. Möglicherweise ist ein Effekt auch die verbesserte Zahlungssituation in Japan. Die Coface-Untersuchung stellt jedenfalls einen klaren Rückgang der Zahl und Dauer von Zahlungsstörungen sowie des Anteils langer Verzögerungen fest. Die ersten beiden Abenomics-Maßnahmen, Steuer- und Finanzanreize, zeigten unmittelbar Wirkung. Als Nächstes müssen strukturelle Reformen angepackt werden, damit die Aufbruchsstimmung nach dem starken Wachstumseinbruch im zweiten Quartal 2014 nicht völlig abebbt.
„Durch die jüngste Anhebung der Verbrauchsteuer in Japan – die erste seit 1997 – von 5% auf 8% wird die Inflation voraussichtlich um 2,86% steigen. Befürchtungen, die Steuerhöhung könnte wie 1997 negative Folgen haben, erscheinen unbegründet angesichts der begleitenden finanz- und geldpolitischen Maßnahmen. Auch die steigenden Ausgaben der privaten Haushalte und die Olympischen Spiele 2020 wirken stabilisierend. Die Konsumgüterhersteller sollten von ihren erstarkten Abnehmern, insbesondere dem Einzelhandel, weiter profitieren. Schon jetzt machen sie gute Zahlungserfahrungen“, sagt Rocky Tung, Coface-Economist für die Region Asien-Pazifik.
Taiwan: starke Auslandsnachfrage, Elektroniksektor mit Risiken
Taiwans Wirtschaft wird 2014 leicht zulegen, vor allem durch den starken Tourismus und die Nachfrage aus den Industrieländern. Die Binnennachfrage, besonders der Endverbraucher, bleibt indes schwach. Grund dafür ist die mäßige Entwicklung der Löhne in allen Branchen. Die Coface-Studie zeigt, dass Zahlungsstörungen 2013 zwar in der Breite zurückgingen, Verzögerungen aber tendenziell länger dauerten und auch mehr Unternehmen lange Überziehungen mit Forderungsvolumen über 2% des Jahresumsatzes verbuchten.
„Verglichen mit der globalen Entwicklung, könnte der Elektroniksektor in Taiwan vor größeren Problemen stehen, auch mittelfristig. Es ist entscheidend, sich gut zu positionieren. Vergrößert wird der Druck noch dadurch, dass China mittlerweile auf höherwertige Güter setzt. Auch die Lohnkosten sind ein gravierender Nachteil Taiwans gegenüber der Volksrepublik, der es erschwert, die Produktionsbereiche für den Elektroniksektor weiter so voranzutreiben, wie das seit 2009 der Fall war. Zudem erfordern mehrwertschaffende Prozesse, zum Beispiel Dienstleistungen nach dem Verkauf der Produkte, Nähe zum Kunden. Hier hat Taiwans Branche gegenüber dem Wettbewerb in China, Japan und Korea, die viel mehr Einwohner haben, schlechtere Voraussetzungen“, erklärt Rocky Tung.
Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de
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