Die Luftfahrtbranche leidet weiterhin unter den schweren Folgen der Pandemie. Nach Angaben der International Air Transport Association (IATA) ist der Gesamtverkehr im vergangenen Jahr um 66% gegenüber dem Vorjahr eingebrochen.

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Nachdem der Covid-19-Ausbruch im Frühling 2020 die Branche mehrere Monate zum Erliegen gebracht hatte, war im Sommer eine leichte Erholung der Passagierbeförderung festzustellen. Seitdem stagniert der Flugverkehr jedoch wieder und die Passagierbeförderung lag im Januar nach einem erneuten Rückgang 72% unter dem Volumen des Vorkrisenmonats Januar 2019.

Der neuerliche Negativtrend im Personenflugverkehr ging auf eine weitere Verschärfung der Reisebeschränkungen zurück, zu der sich Regierungen zahlreicher Staaten angesichts der neuen Covid-19-Varianten gezwungen sahen. Auch die Zahl der Inlandsflüge in China ist deutlich zurückgegangen, obgleich hier eine gewisse Erholung eingesetzt hat.

In deutlichem Gegensatz zur dramatischen Lage der Passagierbeförderung hat das Luftfrachtgeschäft derzeit Hochkonjunktur. Im Januar hatten die Volumina bereits wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht. Die Erträge sind höher, da die Frachtsätze aufgrund der fehlenden Kapazität der Großraumpassagierflugzeugflotte weiterhin erhöht sind. Da sich der Anteil der Frachteinnahmen am Gesamtertrag vor der Krise allerdings auf lediglich 12% belief, kann dieses Geschäft den massiven und anhaltenden Verlust der Passagiererlöse nicht ausgleichen.

Während dieser Krise bestand eine der größten Herausforderungen für die Branche darin, den Mittelverbrauch in den Griff zu bekommen, da unvermeidliche Fixkosten (etwa für Personal und Instandhaltung) eine drastische Reduzierung der Betriebskosten verhinderten. Viele Unternehmen mussten auf Staatshilfen in Form von Direktzahlungen oder Steuererleichterungen zurückgreifen, um bis jetzt überleben zu können.

Kurzfristige Aussichten weiterhin ausgesprochen trüb

Angesichts des Auftretens neuer Virusvarianten und des in vielen Ländern schleppend verlaufenden Impfstarts sind die kurzfristigen Aussichten für die Branche weiterhin ausgesprochen trüb. Im Februar 2021 hat die IATA ihre Prognosen für den diesjährigen Personenflugverkehr nach unten korrigiert. In einem Szenario, das Covid-19-Varianten berücksichtigt, wird 2021 von einem Wachstum des Personenflugverkehrs von lediglich 13% gegenüber 2020 und damit von einem Gesamtjahresdurchschnitt von 38% des Niveaus von 2019 ausgegangen. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau des Luftverkehrs wird laut verschiedenen Quellen nicht vor 2023 oder 2024 erwartet.

Da das Ende der Krise derzeit nicht absehbar ist und die Luftfahrtbranche vor 2022 keine schwarzen Zahlen schreiben dürfte, werden Regierungen weiterhin aufgefordert, die Unternehmen mit Maßnahmen zu unterstützen, die der ohnehin schon hochverschuldeten Branche keine weiteren Schulden aufbürden. Die Ausgestaltung künftiger Hilfen dürfte sich je nach Land stark unterscheiden und von der tatsächlichen Situation der Fluggesellschaften sowie vom Zustand der jeweiligen Staatsfinanzen abhängen. Bei einer Wiederaufnahme des Regelbetriebs wird eine zusätzliche Herausforderung von den Öl- und Kerosinpreisen ausgehen, die aktuell um das Vorkrisenniveau schwanken und damit die Rückkehr zu rentablem Luftverkehr erschweren.

Regionale Situation

Die Ausgestaltung der Regierungsmaßnahmen zum internationalen Luftverkehr bestimmt die Auswirkungen der Krise auf die Branche; diese Maßnahmen wiederum beruhen auf dem Infektionsgeschehen und dem von der Geschwindigkeit der Impfprogramme abhängigen Gesamtausblick.

Da die Maßnahmen in Afrika am lockersten waren, wies der Kontinent 2020 nahezu durchgängig die stabilste internationale Luftverkehrsleistung auf. Der asiatisch-pazifische Raum wies im Januar 2021 mit der stärksten Kontraktion über einen Zeitraum von sieben Monaten die schwächste Leistung auf; die internationale Passagierbeförderung lag 94,6% unter dem Volumen von Januar 2019. In dieser Region gelten die strengsten Reisebeschränkungen.

Im Hinblick auf Inlandsflüge dürfte die asiatisch-pazifische Region vom kräftigen Aufschwung Chinas als Erstes profitieren. Die Leistung des chinesischen Binnenmarkts war bereits 2020 wieder auf Vorkrisenniveau angestiegen, ging im Januar 2021 jedoch leicht zurück. Obwohl die Fluggesellschaften zur Stimulierung der Nachfrage die Preise reduziert hatten, wurde Ende 2020 für China mit dem Erreichen der Gewinnschwelle gerechnet. Allerdings meldeten die drei größten chinesischen Fluggesellschaften für das letzte Quartal 2020 noch immer Verluste.

Auch in anderen Staaten mit großen Binnenmärken, niedrigeren Infektionswerten und guten Fortschritten im Impfprogramm könnte sich die Lage der inländischen Fluggesellschaften schrittweise erholen. In Russland etwa lag die Zahl der inländischen Passagierflüge im Januar dieses Jahres um 5% über dem Wert von Januar 2019; dies ist auf einen Rückgang der Covid-19-Fälle nach einem Spitzenwert Ende Dezember sowie auf landesweite Ferien in der ersten Januarwoche zurückzuführen.

Ausführliche Länderberichte finden Sie auf der Seite www.credendo.com.

k.koch@credendo.com

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