Die Vorzeichen haben gewechselt: Während sich die Aussichten für die Industrieländer bessern, bleibt die Lage in wichtigen ­Schwellenländern angespannt. Die Entwicklung der Länderrisiken stand auf der Country Risk Conference von Coface in Paris am 21. Januar 2014 im Fokus. Vier afrikanische Länder gehören zu den Gewinnern der aktuellen Risikoeinschätzung. Über die Geschäftschancen in afrikanischen Märkten diskutierten in Paris Vertreter der afrikanischen Industrie und Finanzdienstleister.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Economic Research, Coface, Niederlassung in Deutschland

Das Wachstum in den Schwellenländern verläuft weiter gebremst. 2014 werden die BRICS-Staaten gegenüber ihrem durchschnittlichen Wachstum von 2000 bis 2011 um 2,4 Prozentpunkte zurückliegen. Aus unserer Sicht ist dies nicht einem normalen zyklischen Abschwung geschuldet, sondern die Folge von Versorgungsengpässen. Die private Nachfrage übersteigt die Kapazität der heimischen Produktion bei weitem. Hindernisse struktureller Art erschweren Investitionen. Vor allem die unzureichende Infrastruktur, das immer wieder problematische Geschäftsumfeld und der Mangel an Fachkräften machen es Investoren schwer. Auswirkungen auf einzelne Länderbewertungen hat das derzeit aber noch nicht.

Vier afrikanische Länder südlich der Sahara zeigen sich indessen von diesem neuen Risikoanstieg nahezu unberührt. Trotz unbeständiger Sicherheitslage versieht Coface die D-Bewertung von Ruanda und Nigeria und die C-Bewertung von Kenia mit positiver Aussicht. Die Bewertung der Elfenbeinküste steigt auf C. Das Wachstum in diesen Ländern sollte auch 2014 kräftig bleiben, da sich verbraucherorientierte Branchen breiter aufstellen.

Die wachsende Bedeutung des Konsums einer wachsenden Mittelschicht in Afrika bestätigten auch die Teilnehmer der ­Diskussionsrunde „African companies, the time is now“ auf der Country Risk Con­ference von Coface in Paris. In Ghana florieren Bau, Telekommunikation und Finanzdienstleistungen, berichtete Nana Owusu-Afari, Präsident des ghanaischen Industrieverbandes. Dort wie in Kamerun wird die Nachfrage von den Einkünften aus dem Export von Energieträgern angetrieben, ergänzte sein Amtskollege in Kamerun, Alain Malong. In Kenia entsteht ein umfassendes Netz für mobiles Bezahlen und E-Commerce, der in Afrika schneller wächst als in anderen Regionen. Dies löst nach Einschätzung von Philippe Labonne, CEO von Bolloré Africa Logistics, zunehmend den stationären Einzelhandel ab.

Während sich die Nachfrage einiger Rohstoffländer in Afrika positiv entwickelt, fehlt es nach Ansicht von Owusu-Afari noch an einer verarbeitenden Industrie. Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation seien jedoch vorhanden, um die bislang vor allem aus China importierten Waren aus den vorhandenen Rohstoffen selbst zu produzieren. Hinzu kommen müsse die Entwicklung von unternehmerischen Fähigkeiten, um vor allem mittelständische Unternehmen zu gründen. Gabriel Fal, Vorstandsvorsitzender der westafrikanischen Regionalbörsen (BRVM), wies auf die Bedeutung von Überweisungen aus dem Ausland und Portfolioinvestitionen für die Investitionstätigkeit in Afrika hin.

In seinem Impulsreferat berichtete Stanislas Zeze, CEO der Bloomfield Investment Corporation, von einem zunehmenden Interesse ausländischer Investoren an Afrika südlich der Sahara. In einer Umfrage sei die Region 2013 erstmals als attraktivster Emerging Market bewertet worden. Die Profitabilitätserwartungen hätten ebenfalls über denen anderer Märkte gelegen. Ausländische Unternehmen würden auch als Investoren in afrikanischen Unternehmen zunehmend akzeptiert. Durch den Aufbau einer regionalen Struktur ließe sich die Bedeutung der politischen und sozialen Risiken einzelner Länder für das Investment reduzieren.

Insgesamt geraten die Schwellenländer jedoch eher ins Hintertreffen, während die Risiken für Unternehmen in den Industrieländern abnehmen. Indikatoren dafür sind ein relativ dynamisches Wachstum in den USA von voraussichtlich 2,4%, die beginnende Erholung in der Euro-Zone (0,9%) und der Aufschwung in Japan (1,4%). In den Schwellenländern wird sich die Wachstumsrate hingegen nur leicht erhöhen (4,7%) und unter dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2011 bleiben.

Die Erholung in den Industrieländern ­verläuft von Land zu Land unterschiedlich. In den USA, deren A2-Bewertung Coface schon im Oktober 2013 unter Beobachtung für eine Aufwertung stellte, hat sich die Lage der Unternehmen weiter gebessert. Die Privatwirtschaft sorgt dafür, dass die US-Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Die Unternehmen haben einen hohen Grad an Eigenfinanzierung und niedrige Schulden, verbuchen Re-kordrenditen und investieren stark. Auch die steigende Nachfrage der privaten Haushalte trägt zum positiven Trend bei.

In Europa registrieren wir für Deutschland und Österreich eine verbesserte Risikosituation und versehen die A2-Bewertung beider Länder mit positivem Ausblick. Beide Volkswirtschaften sollten 2014 ein Wachstum von 1,7% erreichen. Zwar ist die deutsche Wirtschaft weiterhin abhängig vom Export. Sie kann sich derzeit aber auf den privaten Konsum im eigenen Land stützen. Von der wirtschaftlichen Belebung beim großen Nachbarn profitiert auch Österreich, zumal die Arbeitslosenquote niedrig ist und die Zahl der Insolvenzen, wie in Deutschland, sinkt.

Unter den europäischen Ländern, die Reformen erfolgreich durchsetzen und Kosten senken konnten, sticht Irland hervor. 2014 dürfte die irische Wirtschaft um 1,7% wachsen. Durch die positive Entwicklung in den USA und beim britischen Nachbarn steigen die Exporte. Auch die Zahlen im Einzelhandel entwickeln sich gut. Das Vertrauen der Unternehmen und privaten Haushalte kehrt zurück. Coface setzt Irland in der Länderbewertung auf A3 herauf.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

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