Die Zahlungsmoral in Frankreich und in der gesamten Euro-Zone dürfte sich nach Einschätzung der Experten von D&B 2012 ­verschlechtern. Im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung gehen die Umsätze der Unternehmen zurück, und die Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen wird zunehmend erschwert. Doch eine mit den finanziellen Schwierigkeiten einhergehende Abwertung des Euro würde die Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen der Euro-Zone auf Drittmärkten erhöhen.

Von Gunther Schilling, Redaktionsleiter ExportManager, F.A.Z.-Institut

Der französischen Wirtschaft fällt es zunehmend schwer, ihr Wachstumspotential zu nutzen und vor der Präsidentenwahl nimmt die politische Unsicherheit zu. Dieser Ausblick auf das Jahr 2012 hat D&B dazu veranlasst, den Risikoindikator für Frankreich um ein Viertel auf DB2b zu senken und weiterhin mit einem negativen Ausblick zu versehen. In den kommenden Monaten werden Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand der schwachen Konjunktur eine weitere Stütze entziehen.

Die politische Unsicherheit vor den Wahlen untergräbt zudem die Zuversicht der Unternehmen und Verbraucher. Die Wahlchancen des amtierenden Präsidenten, Nicolas Sarkozy, wurden durch den Verlust des erstklassigen Ratings von Standard & Poor’s für französische Staatsanleihen im Januar 2012 geschmälert, nachdem er bereits zuvor in Umfragen an Zustimmung eingebüßt hatte.

Die Ratingagentur bemängelte insbe­sondere die hohe Staatsverschuldung von 85,3% des BIP, den unflexiblen Arbeitsmarkt und die Belastungen durch die Schuldenkrise der Euro-Zone. Eine weitere Verschlechterung des französischen Ratings hätte wahrscheinlich einen Anstieg der Finanzierungskosten des Staates zur Folge, der die Tragfähigkeit der Staatsschulden verringern würde.

Die wirtschaftliche Abschwächung erschwert zudem das Erreichen der Konsolidierungsziele. Die Regierung steht nun unter einem erneuten Druck, das Wachstum durch geeignete Maßnahmen anzuregen und gleichzeitig die Einnahmen zu erhöhen sowie schlicht die Ausgaben zu kürzen.

Die Regierung hat bereits ihr Augenmerk auf die Schwachpunkte der Wirtschaftspolitik gerichtet. Im Januar kündigte Präsident Sarkozy ein Programm zur Verringerung der Arbeitslosigkeit mit einem Volumen von 430 Mio EUR an. Es sieht Ausbildungsangebote und ein Programm zur vorübergehenden Kurzarbeit vor. Allerdings treffen weitergehende Pläne zur Reform des Arbeitsmarktes, die mittels einer sozialen Mehrwertsteuer die Arbeitskosten für Unternehmen senken sollen, auf den Widerstand der Gewerkschaften.

Die wirtschaftlichen Indikatoren zeichnen ein getrübtes Bild der französischen Konjunktur in den kommenden Monaten. Die Arbeitslosenquote stieg im Dezember 2011 auf 9,3%, die Zahl der Arbeitslosen erreichte mit 2,87 Millionen einen Zwölfjahreshöchststand. Dies dürfte die Ausgaben der privaten Haushalte beschränken.

Der Einkaufsmanagerindex lag in Frankreich zuletzt im Februar 2012 zwar wie-der über der Marke von 50 Punkten, deren Überschreiten eine Expansion signalisiert. Für 2012 erwarten die Analysten von D&B jedoch lediglich ein reales Wirtschaftswachstum von 0,2%, dem 2013 ein wieder kräftigerer Zuwachs um 1,2% ­folgen soll.

Kontakt: g.schilling[at]faz-institut.de

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