Lieferketten, Inflation, Geopolitik: Die Herausforderungen bleiben vielfältig, Diversifizierung ist das Gebot der Stunde. Exportorientierte Unternehmen können auf bewährte Instrumente zur Absicherung zurückgreifen. Und auch Mittelständler können sich bei der Erschließung neuer Märkte auf die deutsche Außenwirtschaftsförderung verlassen.
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Es ist nicht so schlimm gekommen, wie Expertinnen und Experten noch im Herbst 2022 prognostiziert hatten: Von einer tiefen globalen Rezession, enorm hohen Inflationsraten, von Energiekrise und einem abermaligen Pandemiewinter inklusive möglicher Lockdowns war die Rede. Das Schreckensszenario ist in dieser Form ausgeblieben; die globale Wirtschaft zeigt sich Stand heute einigermaßen resilient. Ausgestanden ist der Krisenzustand allerdings noch nicht.
Deglobalisierung befeuert die Inflation weiter
Die Knappheit von Rohstoffen und industriellen Vorprodukten treibt die Preise von Energie und Nahrungsmitteln sowie von Import- und Exportgütern in die Höhe. Auch die Lieferketten kommen in dieser Gemengelage nicht zur Ruhe: Die Neuordnung dauert an, Diversifizierung ist das Gebot der Stunde. Die Deglobalisierung greift um sich und befeuert die Inflation noch weiter.
So verharrte die Teuerungsrate in Deutschland im Februar 2023 laut Statistischem Bundesamt infolge hoher Lebensmittelpreise bei 8,7%. In der Euro-Zone lag sie im Schnitt bei 8,5% und in den USA bei 6%. Die Notenbanken stehen vor einem Dilemma: Sie müssen die Zinsen weiter anheben, um die Inflation in den Griff zu bekommen und ihr Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Doch höhere Zinssätze stellen zahlreiche Branchen vor existenzielle Probleme, wie der Fall der Silicon Valley Bank jüngst eindrücklich gezeigt hat.
Aufgrund dieser Unsicherheiten wird es für deutsche Exporteure in Zukunft entscheidend sein, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren. Dazu ist die Diversifizierung sowohl ihrer Lieferketten als auch ihrer Kunden wichtig: Je geringer die Abhängigkeit von einer Region, einem Land, einer Branche oder einem Handelspartner ist, umso flexibler können Unternehmen auf globale Veränderungen reagieren und Resilienz aufbauen. Deutsche Mittelständler stehen also vor der Herausforderung, zum einen neue Absatzmärkte zu erschließen und dabei mittels Absicherung das Risiko kalkulierbar zu halten. Zum anderen müssen sie mit ihren Produkten auch Finanzierungslösungen anbieten, um Attraktivität und Absatz zu fördern.
Chancen der Exportkreditgarantien
Exportkreditgarantien (Exportkreditversicherung Euler Hermes) sind ein bewährtes Instrument, um die Erschließung neuer Absatzmärkte zu realisieren. Denn die Hermesdeckungen sichern den Exporteur gegen wirtschaftliche oder politisch bedingte Forderungsausfälle ab und können gleichzeitig den Absatz fördern – und das dank der sog. kombinierten Deckung ohne zusätzliche Kosten für den Exporteur. Der klassische Bestellerkredit sorgt u.a. dafür, dass sich der Exporteur eine Absicherung für die Ausfuhr seiner Waren verschafft. Die Bank beantragt gemeinsam mit ihrem Kunden, dem Exporteur, eine Deckung für einen Kredit an den ausländischen Importeur.
In der Variante der kombinierten Deckung sichert die deutsche Exportkreditversicherung Euler Hermes 95% der Kreditsumme gegen wirtschaftliche und politische Ausfallrisiken ab – und zwar ab dem Moment, in dem der ausländische Kreditnehmer den Kreditvertrag unterzeichnet. Zusätzlich stellt die Bank eine langfristige Finanzierung für den Importeur zur Verfügung.
Dem Exporteur entstehen für die Absicherung keine Kosten. Zusätzlich profitiert er von einer erhöhten Liquidität ohne Belastung der eigenen Kreditlinien bei der Hausbank – und hat Vorteile bei der Wettbewerbsfähigkeit: Dem Geschäftspartner im Ausland kann neben dem Produkt auch eine Finanzierungslösung angeboten werden. Dem Importeur verschafft dies überhaupt erst eine langfristige, an die wirtschaftliche Nutzungsdauer angepasste Finanzierung, welche in der Regel auch noch günstiger ist als eine Finanzierung im Heimatmarkt – alles aufgrund der Absicherung des Bundes über die Exportkreditversicherung Euler Hermes.
Auftragswerte von mittelständischen Unternehmen zu gering für klassische Bestellerkredite
Trotz dieses Förderinstruments sehen sich insb. mittelständische Unternehmen einer sehr großen Herausforderung ausgesetzt: Die Auftragswerte ihrer Exporte sind zu gering, um den Aufwand für klassische Bestellerkredite zu rechtfertigen. Dies gilt sowohl für die Exporteure als auch, noch stärker, für die finanzierenden Banken – und betrifft v.a. Auftragssummen unterhalb von 10 Mio EUR, sog. Small-Ticket-Finanzierungen.
Ein Lösungsansatz können die „Packager“ sein. Sie treten dabei als Generalexporteure auf und bündeln die einzelnen Verträge verschiedener Hersteller zu einem großen Liefergeschäft mit akzeptablem Volumen. Dieses wird dann als Ganzes finanziert und abgesichert. Das reduziert die Komplexität aufseiten des Importeurs, der nur einen Vertrag unterzeichnet – und zwar mit dem Generalexporteur, dem Packager. ECAs sichern in einem solchen Fall den gesamten Liefervertrag ab. Wenn die Exporteure aus verschiedenen Ländern stammen, entscheidet eine sog. Mehrheitsherkunft darüber, welche ECA die Deckung übernimmt. In Deutschland müssen Packager eine Akkreditierung des Bundes vorweisen, um die Absicherung in Anspruch nehmen zu können.
Forfaitierungsgarantie des Bundes soll noch in diesem Jahr kommen
Ein anderer Lösungsansatz kann künftig die Forfaitierungsgarantie sein: Sie soll noch in diesem Jahr kommen – laut BMWK und BMF bis spätestens zum Ende des zweiten Quartals. Damit könnte sich je nach Ausgestaltung der Forfaitierungsgarantie die Lücke für die exportierenden KMU bei der Finanzierung sog. Small Tickets schließen. Was bislang möglich war: Der deutsche Exporteur räumt dem ausländischen Importeur ein Zahlungsziel ein (Bezahlung später als Lieferung) und trägt so die damit verbundenen Zahlungsausfallrisiken. Zur Absicherung dieser Ausfallrisiken kann der Exporteur die sog. Lieferantenkreditdeckung beantragen. Neben der kurzfristigen Absicherung (bis zu zwei Jahre Laufzeit) für z.B. Rohstoffe, Ersatzteile und Halbfertigwaren können auch Investitionsgüter mit der mittel- bis langfristigen Lieferantenkreditdeckung abgesichert werden. Der Exporteur erhält damit zwar eine Absicherung, bindet jedoch seine Liquidität.
In Zeiten von Niedrigzinsphasen und hoher Liquidität im Markt haben zahlreiche Exporteure diese Liquidität nicht benötigt. Dies könnte sich aufgrund der Zinswende jedoch rapide ändern. Um dann an Liquidität zu kommen, kann der Exporteur die Forderung einer Bank zum Ankauf andienen, zur sog. Forfaitierung. Die Forfaitierung mittels Abtretung der Lieferantenkreditdeckung an Banken zur Refinanzierung hat in der Praxis jedoch einige Tücken. Dokumentationsrisiko, Veritätsrisiko und Wirtschaftlichkeit sind nur einige Hürden, welche die Zahl der Forfaitierungen stetig schrumpfen lassen.
Zusätzliche Forfaitierungsgarantie zugunsten der Banken
Was ändert sich nun? Neu ist die zusätzliche Forfaitierungsgarantie zugunsten der Banken. Damit garantiert der Bund gegenüber der Bank den Ankauf der Forderung. Das bedeutet: Bei Zahlungsunfähigkeit des ausländischen Bestellers ersetzt der Bund dem Kreditinstitut den Forderungsausfall bis auf einen noch festzulegenden Selbstbehalt. Die wirtschaftlichen und politischen Ausfallrisiken sind dabei zum Großteil durch den Bund abgesichert und für das Veritätsrisiko ist ebenfalls eine Absicherung vorgesehen.
In welcher Höhe genau die Absicherung durch den Bund erfolgen wird, ist noch in der Diskussion. Zu hoffen ist, dass die Ausgestaltung die existierenden Hürden überwinden kann und die Forfaitierungsgarantie in der Praxis zum Erfolg führt. Denn dann würde sie die Finanzierungslücke für kleinvolumige Exportgeschäfte unterhalb von 10 Mio EUR schließen und den mittelständischen Exportunternehmen in herausfordernden Zeiten unterstützend zur Seite stehen.
Es gibt also viele gute Gründe – und künftig auch mehr Möglichkeiten–, Exportfinanzierungen in Anspruch zu nehmen. Wer neue Märkte erschließen will, sollte sich beraten lassen – etwa direkt bei Euler Hermes – und in jedem Fall auf einen Finanzierungspartner setzen, der regional vernetzt und erfahren in der Absicherung von Exportgeschäften ist. Hier kommt die LBBW ins Spiel: Die Landesbank begleitet ihre exportorientierten Unternehmenskunden mit einem weltumspannenden Auslandsnetzwerk von 17 Standorten in 16 Ländern.
Für ihre Expertise in der Exportfinanzierung wurde die LBBW 2022 vom Londoner Fachinformationsdienst Trade & Export Finance (TXF) als die weltweit führende Bank für Exportfinanzierungen ausgezeichnet. Mit dem Bund und der richtigen Bank können sich deutsche Mittelständler globale Märkte erschließen – gut beraten und gegen Risiken abgesichert.