Das globale Wirtschaftswachstum hat sich auch im ersten Quartal 2014 beschleunigt. Nach der Prognose von Coface wird der Zuwachs im Gesamtjahr 2014 knapp 3% betragen. 2015 sieht der internationale Kreditversicherer ein Plus von 3,3%. Die Euro-Zone schafft es 2014 mit 1,1% Wachstum langsam, aber sicher aus der Rezession. Im Kontext dieser Erholung hat Coface die Bewertungen einiger europäischer Länder heraufgesetzt.

Von Dr. Dirk Bröckelmann, Economic Research, Coface, Niederlassung in Deutschland

Spanien wurde von der Krise hart getroffen, ist nun aber auf dem Weg der Erholung. Das Land wurde von Coface in der Stufe B in positive Beobachtung genommen. Die Erholung der spanischen Wirtschaft beschleunigt sich 2014 mit einer Wachstumsrate von voraussichtlich 1,2%. Für 2015 erwartet Coface eine Steigerung um 1,7%. Der Export legt, begünstigt durch niedrigere Arbeitskosten, zu, besonders dynamisch derjenige in aufstrebende Länder. Trotz der hohen privaten Verschuldung kommt der Schuldenabbau in den Unternehmen voran. Coface stellt eine deutliche Verbesserung ihrer finanziellen Situation fest: Unternehmen haben ihre Gewinne (45% im Jahr 2013) und ihren Cashflow (über 100%) wiederhergestellt. Größere Probleme liegen noch in der hohen Arbeitslosigkeit und Verschuldung der Haushalte. Es sind aber klare Anzeichen dafür erkennbar, dass nach den Exporterfolgen auch die Inlandsnachfrage anzieht.

Trotz positiver Anzeichen und wirtschaftlicher Dynamik bleibt das Ausmaß der Unternehmensinsolvenzen in Spanien und Frankreich nach Einschätzung von Coface besorgniserregend. Allerdings haben sich kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in den beiden Ländern seit der Krise 2008/2009 unterschiedlich entwickelt. Unsere Insolvenzprognosen für 2014 bestätigen diesen Unterschied: In Spanien dürften die KMU-Insolvenzen um 13% zurückgehen, in Frankreich mit –0,5% in etwa stabil bleiben.

Die zahlreichen Insolvenzen kleiner und mittlerer Unternehmen In Frankreich wie in Spanien haben gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Denn KMUs beschäftigen über ein Drittel der Lohnempfänger und erbringen einen signifikanten Anteil an der Wertschöpfung: 32% in Frankreich, 37,4% in Spanien.

Zwar gingen die KMU-Insolvenzen in Spanien von Februar 2013 bis März 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4% zurück, nachdem sie davor stark um 30% gestiegen waren. Sie liegen aber immer noch höher als 2009. 2.765 Fälle machen 31% aller Unternehmensinsolvenzen in Spanien aus.

In Frankreich stiegen die Insolvenzen bis Ende März 2014 weiter um 4% auf 4.682 KMUs. Im Unterschied zu Spanien ist die Anzahl der insolventen KMUs in Frankreich seit dem Rekordwert 2009 mit 5.155 Insolvenzen aber geringer. Das sind 7,3% aller Unternehmensinsolvenzen. Im Verlauf eines Jahres kam es in Frankreich bis Ende April 2014 zu über 64.000 Insolvenzen, wobei die Zahl von Januar bis April 2014 immerhin um 2,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank.

Die besonders schwierigen makroökonomischen Bedingungen in Spanien erklären die Probleme der KMUs. Die Krise, die sich im Jahr 2013 noch in einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,2% niederschlug, traf diese Unternehmen hart und führte zu einer tiefgehenden Veränderung. Die hohe Verschuldung (97,9% des BIP im dritten Quartal 2013) zwang die Unternehmen, Verbindlichkeiten abzubauen, und reduzierte die Investitionsmöglichkeiten. Doch trotz des Drucks auf Cashflow und Kredite stieg die Profitabilität. 2013 erreichten spanische KMUs an die 45%, während Frankreichs KMUs mit 30% die geringsten Margen verzeichneten. Eine weitere positive Auswirkung der Krise: Um die schwache Inlandsnachfrage auszugleichen, mussten sich die spanischen Unternehmen dem internationalen Markt zuwenden. So exportiert jetzt ein Viertel der KMUs aus Spanien, was die Krise etwas abmilderte. In Frankreich sind es 19%.

In Frankreich waren die Auswirkungen der Krise weniger heftig. Doch obwohl die Nachfrage stabil blieb, litten die französischen Anbieter. Coface sieht eine gefährliche Schwäche der Unternehmen, die sich auch im anhaltend hohen Insolvenzniveau zeigt. KMUs haben ihre Wettbewerbsfähigkeit bei den Preisen nicht verbessert, womit Marktanteile im Export hätten erzielt werden können. So bleiben sie vom Inlandsmarkt abhängig und benötigen einen deutlichen Schub aus dem Konsum. Der bleibt aber aus. Die Ausgaben der privaten Haushalte stagnieren und gingen im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum vierten Quartal 2013 sogar um 0,5% zurück.

So ergeben sich drei Faktoren, die für die Insolvenzprognose in Frankreich und Spanien entscheidend sind: der Einfluss der Baubranche, die die meisten Insolvenzen verbucht, die Abhängigkeit der KMUs vom Konsum sowie vom Export von Waren (Spanien) oder Dienstleistungen (Frankreich).

Coface erwartet, dass die KMU-Insolvenzen in Spanien, wo sich die Erholung stabilisiert, im laufenden Jahr um 13% zurückgehen. Voraussetzungen dafür sind, dass der Konsum leicht um 1,1% steigt, der Warenexport stark um 5,5% zulegt und die Arbeitskosten am Bau stabil bleiben. In Frankreich wird sich die Insolvenzsituation nicht so deutlich verbessern. Die KMU-Insolvenzen dürften mit minus 0,5% in etwa stabil bleiben, wenn der Konsum leicht um 0,8% wächst, der Export von Dienstleistungen um 3% und die Arbeitskosten im Bausektor nur um 0,5% steigen.

Kontakt: dirk.broeckelmann[at]coface.de

17 replies on “Risiken in Europa sinken, Insolvenzgefahr bleibt”

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